You are currently viewing Vom PAPIER ins DIGITALE

Vom PAPIER ins DIGITALE

Ein Bericht von Erich Steiner, MSc / Golf- und Landschaftsarchitekt FH EIGCA BSLA

Als Golf- und Landschaftsarchitekten entwerfen wir für unsere Kundschaft Ideen und Konzepte und verewigen diese auf Papier. Über viele Jahrzehnte zeichneten wir diese Pläne mit Tinte, von Hand und für eine Kopie musste eine Licht- oder Blaupause angefertigt werden. Noch immer habe ich den Geruch von Ammoniak in der Nase.

Mit dem Aufkommen von Bürocomputern und CAD-Programmen vor etwa 30-40 Jahren gingen viele Architekten dazu über, digital zu zeichnen. Diese Computerpläne blieben normalerweise digital beim Architekten und für Kopien wurde ein Plan auf Papier ausgedruckt oder ein bestehender eingescannt. Auch heute noch arbeiten wir nach diesem Prinzip und produzieren in der angeblich „papierlos“ werdenden Welt sogar noch fast mehr Papier als früher.


Als 50-jähriger Architekt habe auch ich diese Entwicklung in meinem Berufsleben aktiv miterlebt, und weil ich heute jeden Tag am Computer arbeite, gibt es Zeiten, in denen ich eine gewisse Sehnsucht nach den „alten Zeiten“ verspüre. Dies ist jeweils der Zeitpunkt, um nach Stift und Papier zu greifen und meine Ideen von Hand zu skizzieren. Dennoch können wir die Vorteile, welche uns das Zeichnen am Computer gebracht haben, nicht ignorieren, insbesondere wenn wir an die laufenden Änderungen im Planungsprozess denken; dann sind wir froh, nicht mehr zum Radiergummi oder Tipp-Ex greifen zu müssen.


Für die Verantwortlichen von Golfanlagen hat sich jedoch bis auf den heutigen Tag nicht viel geändert. Auch wenn heute Bestandsaufnahmen und Planungen eines Golfplatzes vorwiegend am mit GPS und Computer erfolgen, wird vor Ort immer noch mit Papierplänen gearbeitet. Einige Clubs verfügen zwar über computergesteuerte Bewässerungssysteme oder arbeiten mit einer Management-Software; damit ist jedoch meist schon das höchste der digitalen Gefühle erreicht. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass diese Art und Weise zu Arbeiten mehr oder weniger funktioniert und sich ein digitales „Aufrüsten“ nicht aufdrängt. Diese Haltung greift jedoch zu kurz und schnell wird klar, dass die bestehenden Informationen zum Golfplatz wie Grenzen, Parzellen, Eigentumsverhältnissen, Zonierungen, Flächenangaben und Nutzungsarten sehr oft fehlen, zu ungenau sind, oder nicht dem aktuellen Stand entsprechen. Das Zitat von Peter F. Drucker: „Was man nicht messen kann, kann man nicht verbessern“, gilt auch im Bereich des Golfplatzmanagements.


Im Unterhalt von Golfanlagen sind Messungen nicht unbekannt, denn Zahlen zu Flächen und Längen sind nicht nur während der Bauphase ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Wird mit veralteten und abgegriffenen Plänen gearbeitet, ist dies durchaus mit ineffizientem Management gleichzusetzen.
Mit diesem Umstand sind wir als Golfplatzplaner oft konfrontiert und bei Renovationsprojekten wird deutlich, dass es zwingend notwendig ist, mit aktuellen und digitalen Plänen zu arbeiten. „Obschon jede Planung mit soliden und genauen Informationen starten sollte, sind diese oft nicht vorhanden, wurden ungenau erfasst oder entsprechen nicht der heutigen Situation“, sagt Roman Lampart, Bauzeichner Landschaftsarchitektur. Den Clubverantwortlichen fehlen häufig die brauchbaren Planungsgrundlagen oder sie lagern vergessen im Archiv. Um die Golfanlagen jedoch kompetent beraten zu können, müssen Informationen wie Spielflächen, Infrastrukturen und Werkleitungen brauchbar vorhanden sein.
Zwar können alte Bestandspläne des Golfplatzes oder Open-Source-Karten wie Google ergänzend verwendet werden, jedoch führen diese ungenauen Grundlagen oft zu Verwirrung und Missverständnissen. Die nachträgliche Erfassung einzelner Elemente mit Hilfe eines tragbaren GPS-Gerätes ist eine Möglichkeit, für die Vermessung eines ganzen Golfplatzes ist dies jedoch zu zeitaufwendig und nicht mehr Stand der Technik. Dieser Umstand hat uns vor drei Jahren dazu bewogen, in unsere eigenen Drohnen zu investieren und ein geografisches Informationssystem (GIS) für Golfclubs zu entwickeln. Mit GolfView erhalten Golfplätze ihren Zugang in die digitale Zukunft und den Golfplatzbetreibern steht eine moderne, in der Schweiz entwickelte Daten-Plattform zur Verfügung. Dieses GIS-System unterstützt alle, an einer Anlage beteiligten Personen und ihre Projekte, sowie die Daten gemeinsam zu organisieren und die Anlage effizient und nachhaltig zu verwalten. Sei es beim Unterhalt, dem Management, in der Planung von Renovationen oder bei interner/externer Kommunikation.

So stehen heute Golfanlagen in einem sehr produktiven Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Bei Golfplätzen geht es bei der Nachhaltigkeit jedoch nicht nur um Ökologie und Umweltschutz – sondern auch um die Erwartungen der Golfenden. Der Golfsport ist ein Geschäft und die Effizienz in der Wirtschaftlichkeit steht mehr denn je im Vordergrund. Dies bedeutet, dass sowohl im Management als auch im Unterhalt Ineffizienz möglichst zu vermeiden ist.
Mobiltelefone, Tablets und Laptops sind ja in den letzten Jahren auch zum festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden: Sie eröffnen uns bei Arbeitsprozessen neue Möglichkeiten; wieso nicht auch den Golfplatzunterhalt digitalisieren und so vereinfachen? Innovative Golfclubs haben dies bereits heute umgesetzt, sie haben ihre Daten digital erfasst und Arbeiten mit verschiedenen Software-Lösungen.
„Golfplätze sind für den Unterhalt sehr anspruchsvoll. Mit ihren grossen Flächen und den oft anspruchsvollen Umweltauflagen kann es für Golfclubs eine echte Herausforderung darstellen, den Überblick über alle Flächen mit ihren Funktionen zu behalten und zu wissen, wie sie gepflegt werden müssen“, sagt Erich Steiner, Landschaftsarchitekt. Mit GolfView werden alle Daten an einem Ort zusammengeführt und können so auf dem neuesten Stand gehalten werden. Egal ob intensiv gepflegtes Grün oder einheimische Wildhecke – die Pflegeziele sind jederzeit und von überall her abrufbar.


„Unsere ursprüngliche Idee war es, aktuelle Planungsgrundlagen zu erstellen und allen Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen“, erklärt Roland Berger, Software-Ingenieur. Der Drohnenflug ermöglicht es, Daten aus der Luft zu sammeln und anschliessend ein qualitativ hochwertiges und massstabsgetreues Orthofoto als Grundlage zu erstellen. Die Daten liegen auch in 3D vor, so dass Höhenlinien und Geländemodelle über das gesamte Golfgelände erstellt werden können. Bei der Planung und Durchführung von golftechnischen Umänderungen oder ökologischen Massnahmen sind diese sehr nützlich. So können beispielsweise Oberflächenabflusskarten erstellt werden und diese bei der Planung von neuen grünen und blauen Infrastrukturen als Arbeitshilfe beigezogen werden.
Bei unserer Arbeit auf Golfplätzen setzen wir auf die Natur mit ihrer regenerativen Kraft gesunder Ökosysteme. Mit naturnahen Lösungen und einem digitalen Ansatz optimieren wir Golfanlagen und erbringen so einen Anteil an eine stabile und biodiverse Zukunft. Dabei nutzen wir unser Wissen und unsere langjährige Erfahrung als Golf- und Landschaftsarchitekten und profitieren von den technischen Fähigkeiten unseres Software-Ingenieurs.


Je länger wir uns mit den Möglichkeiten eines GIS-Systems befassen, desto mehr erkennen wir das Potenzial für eine nachhaltige Zukunft von Golfanlagen und für die Golfbranche im Allgemeinen. Auch wenn die digitalen Daten nur auf dem Bildschirm dargestellt werden, sind sie weitaus mehr als nur eine visuelle Karte. Dieser leistungsfähige Datenspeicher ermöglicht es, geografische Daten zu messen und zu vergleichen und ist der Einstieg in die digitale Zukunft der Golfanlagen. Die in GolfView dargestellten digitalen Karten bieten viele Vorteile gegenüber der herkömmlichen Datenverwaltung und Plänen auf Papier. So werden die Karten gleichzeitig auf mehreren Ebenen dargestellt, z.B. Orthofotos, Sportrasenflächen, Vegetation, ökologische Ausgleichsflächen, Gewässer und Biotope, Be- und Entwässerung, Wege, Gebäude und andere Infrastrukturen. Diese verschiedenen Ebenen können einzeln oder kombiniert dargestellt und mit zusätzlichen Informationen ergänzt werden. Dies hilft bei der Planung von Unterhaltsbudgets, der Kartierung von Baumbeständen und Verwaltung ökologischer Lebensräume. Sogar die tägliche Pin-Positionen kann damit aufgezeichnet werden. In Zukunft dienen diese Daten sogar zur Lenkung von GPS-gesteuerten Maschinen und der damit einhergehenden Pflege.


Wir haben festgestellt, dass GIS-Systeme auch ausgezeichnete Kommunikations-instrumente sind. Golfplatzbetreiber können von überall auf die zentral verwalteten Informationen zugreifen und jederzeit Änderungen und Notizen hinzufügen. Auf diese Weise wird GolfView zu einem personalisierten Werkzeug für das gesamte Team einer Golfanlage. Damit können Besprechungen und Präsentationen vorbereitet, Unterhalts- und Renovationsprojekte verwaltet und dokumentiert, oder sogar ganze Turniere geplant werden. Mit den gesammelten Daten sind auch Informationen an Behörden oder Umweltorganisationen möglich und für Golfclubs, die ein Umweltmanagement-Tool wie OnCourse von GEO verwenden, steht ein ergänzendes Hilfsmittel zur Verfügung, welches die notwendigen Informationen für ein Benchmarking und die Umweltkommunikation bereitstellt.


Geht man davon aus, dass immer mehr Behörden den Einsatz von Pestiziden einschränken und dadurch der Unterhalt von Golfanlagen von agronomischem Wissen und der Früherkennung des Greenkeping-Teams abhängt, werden diese Hilfsmittel immer wichtiger. Das Ziel ist es, Probleme frühzeitig zu erkennen und mechanische Massnahmen zu treffen, bevor sich das Problem auf nebenstehende Flächen ausbreitet. Mit spezialisierten Sensoren bestückte Drohnen, bieten schon jetzt die Möglichkeit, Vitalität, Feuchtigkeit und Temperatur des Rasens aus der Luft zu messen und am Computer auszuwerten und zu analysieren. TurfView bietet eine auf den Golfplatz spezialisierte Software an, mit der die gesammelten Daten im Browser visualisiert werden können. Das Greenkeeping wird damit befähigt, gezielt und fokussiert Teile eines Golfplatzes durch unterschiedliche ‘Brillen‘ zu betrachten um frühzeitig und gezielt Massnahmen einzuleiten.
So wird der Schlüssel zum Golfplatzmanagement der Zukunft ein effektives Datenmanagement sein und es ist wichtig zu erkennen, dass die Digitalisierung dieser Daten für unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit unerlässlich ist. GolfView wird den Clubs helfen, sich erfolgreich in diese Richtung zu bewegen.

Ein Bericht von: Erich Steiner, MSc
Golf- und Landschaftsarchitekt FH EIGCA BSLA

© alle Bilder: Steiner & Partner
Landschaftsarchitektur GmbH