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Erfahrungen mit Mykorrhiza-Produkten im Sportrasenbereich

Während meiner zeitweisen Tätigkeit in Italien (1998 bis 2003), lernte ich Mykorrhiza-Produkte kennen. Diese wurden in mehreren Kulturen eingesetzt. Darunter im Bereich der Gewürzkräuter-Produktion, z.B. bei Basilikum für einen höheren Gehalt an Aromastoffen, in der Produktion von Medizinalpflanzen für einen höheren Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen, im Bio-Getreide-, Bio-Gemüseanbau und der Produktion von Tafeltrauben gegen Trockenstress, Bodenmüdigkeit und zur Qualitätsverbesserung. Auch auf einigen Golfplätzen gegen Trockenstress.

Als ich 2003 meine eigene Firma gründete, vermittelte mir ein ehemaliger Arbeitskollege den Kontakt zu einem der führenden Mykorrhiza-Produzenten in Italien. Dadurch war es möglich, einige Mykorrhiza Produkte in der AGES als Pflanzenhilfsmittel für den Sportrasenbereich und der Land- und Forstwirtschaft zuzulassen.

Anfangs (2003) hatten nur wenige Head-Greenkeeper ein offenes Ohr für biologische Produkte. Im Laufe der Jahre und nach erfolgreicher Anwendungen auf mehreren Golfplätzen wurde das Interesse an Mykorrhiza-Produkten größer. Es zeigte sich, dass nach einer Behandlung im Spätherbst die Greens besser durch den Winter kamen und im Frühjahr rascher bespielbar waren. Hexenringe verschwanden nach einer Mykorrhiza-Impfung in Löcher um die Befallsstellen innerhalb von 2 – 3 Wochen. Der Erfolg sprach sich herum. Einige Head-Greenkeeper berichteten von einem geringeren Befallsdruck durch Anthracnose, Dollar Spot und Sommer Fusariosen nach einer vorbeugenden Anwendung.

Nachstehend einige fachliche Infos zum Thema Mykorrhiza Pilzgemeinschaft:
Mykorrhizapilze wachsen mit, auf und um die Pflanzenwurzeln und vergrößern mit ihrem Pilzmyzel die Wurzel-Oberfläche. Dadurch erhält die Pflanze einen besseren Zugang zu Wasser und Nährstoffen. Es handelt sich um eine Symbiose-Partnerschaft, zwischen Pflanzen und Bodenpilzen. Aufgrund der Photosynthese verfügt die Pflanze über ein großes Reservoir an Energie. Diese Energie wird in Form von Kohlehydraten gespeichert. Eine bestimmte Menge davon wird als Gegenleistung für die mineralischen Nährstoffe und einer besseren Wasserverfügbarkeit der Mykorrhiza zur Verfügung gestellt. Von dieser Partnerschaft profitieren beide Partner.

Man unterscheidet zwei Arten von Mykorrhiza Pilzen: Die einen dringen mit ihren Pilzfäden (Hyphen) in die Wurzeln bis zur innersten Zellschicht ein und wachsen zwischen den Zellen weiter (ektotrophe Mykorrhiza). Die anderen stoßen bis in die Zellen vor (endotrophe Mykorrhiza). Die verschiedenen Pflanzen haben jeweils eine eigene Mykorrhiza. Deshalb ist es wichtige eine Mykorrhiza zu verwenden, die zur jeweiligen Pflanze passt. Von den Gräsern profitieren vor allem Agrostis-Arten, da diese gut mykorrhizierbar sind, wohingegen Poa annua Arten kaum mykorrhizierbar sind.

Nährstoffausnützung im Rasen wird verbessert Mykorrhiza unterstützt die Pflanze bei der Nährstoff- und Wasseraufnahme aus dem Boden, was sich während Stressfaktoren wie Trockenheit, ungünstigen pH-Werten, hohe Salzgehalte des Bodens oder des Gießwassers günstig auswirkt. Verwendete Dünger zeigen rascher ihre Wirkung und werden effektiver genutzt.

Was belastet die Mykorrhiza Pilzgemeinschaft
Nach meinen Praxis-Erfahrungen sind es nicht wie häufig angenommen die für Rasenflächen zugelassenen Pflanzenschutzmittel, sondern – um einige zu nennen – sehr hohe Gehalte an Eisen, Kupfer und Schwefel gemeinsam mit Wassermangel.

Unterstützt Mykorrhiza auch gegen Nematoden? Meist sind Nematoden harmlos und ernähren sich von Bakterien und anderen Kleinlebewesen. Andererseits gibt es auch solche, die schädlich sind. Diese besitzen in der Mundöffnung ein vorstreckbares Stilett, mit dem sie Gräserwurzeln anstechen und Pflanzensäfte aufsaugen. Wenn in manchen Greens der Befall unterhalb einer Schadschwelle bleibt und wenig Wurzelschäden zu beobachten sind, so führt man das auf eine hohe Dichte der antagonistischen Pilze unter anderem auch von Mykorrhiza-Pilzen zurück.
Zusammenfassend einige Vorteile einer
Mykorrisierung von Greens:

  • Verbesserung der Nährstoffausnutzung und damit der Düngeleistung
  • Weniger Auswaschung oder Festlegung von Nährstoffen
  • Höhere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitserreger
  • Verbesserung der Saugleistung der Pflanzenwurzeln
  • Rasenflächen werden dichter und leiden weniger unter dem Spielstress
  • Reduktion von Bodenmüdigkeit
  • Agrostis-Arten werden gefördert

Bedanken möchte ich mich bei den Head-Greenkeepern, die offen waren für Versuche und über ihre Erfahrungen berichteten.

Ein Bericht von Rudolf Woisetschläger

Die AGA bedankt sich für die Überlassung des Artikels.
Printausgabe: Greenkeeper News #84 | 2/2022