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Die Golf Industry Show 2022 in San Diego

Die Golf Industry Show 2022 in San Diego. Alles wie immer?

Nach einem Jahr coronabedingter Pause, die einen Ausfall der größten Golfindustriemesse der Welt in Las Vegas mit sich zog, und durch die sämtliche Fortbildungen der GCSAA im Jahr 2021 auf eine digitale Plattform verschoben wurden, fand in diesem Jahr in San Diego wieder eine Messe in Präsenz statt. Wie diese in der fortlaufenden Pandemie umgesetzt wurde und wie sie sich unter diesen Bedingungen angepasst oder verändert hat, berichten vier Rasenfreunde aus Deutschland und Österreich.

Die Reise in die USA zu einer Großveranstaltung wie der GIS war im Vorfeld von vielen Bedenken geprägt, die natürlich überwiegend mit dem Thema Corona zu tun hatten. Eigentlich war nie klar, wie die Regelungen bei einem möglichen positiven Test vor Ort waren und ob man kurz vor dem Rückflug für fünf oder sogar zehn Tage in ein Quarantänehotel musste – ganz zu schweigen von möglichen Symptomen, die völlig unterschiedlich ausfallen können. Sich diesem Risiko bewusst und natürlich mit allen erforderlichen Impfnachweisen ausgestattet, überwiegte bei vier Mitarbeitern der Firma TURF dennoch die Vorfreude auf Weiterbildung, Innovationen und abendfüllenden Gesprächen mit den Größen der internationalen Rasenindustrie, sodass die 17-stündige Reise über Graz, Wien, Frankfurt und San Francisco gut gelaunt angetreten wurde. Nach vielen Wochen des regnerischen, dunklen Wetters in Deutschland und Österreich, war es eine große Freude, die kalifornische Sonne in San Diego und auch für diese Region ungewöhnlich hohe Temperaturen von 25-27°C zu erleben.


Da die Messe immer zeitgleich mit der GCSAA (Golf Course Superintendents Association of America) Konferenz und deren Weiterbildungen stattfindet, wurde im Vorfeld auch das amerikanische Greenkeeperturnier ausgerichtet. In diesem Jahr wurde auf dem berühmten Torrey Pines Nord Course gespielt, der eine Woche zuvor noch Austragungsort des Farmers Insurance Cup (PGA Turnier, Sieger Luke List für 1,512mio US$) war, von dem noch einige Tribünen standen.
Dieser Platz ist einer der wenigen, die städtisch bzw. kommunal geführt und gepflegt werden, wobei beim Pflegezustand keinerlei Unterschiede zu einem hochrangigen Privatclub zu erkennen waren. Die 398 teilnehmenden GCSAA Mitglieder spielten den Turniersieg unter besten Bedingungen aus und somit stand natürlich auch für uns ein Besuch des Platzes ganz weit oben auf der Agenda. Der erste Platz ging an Seth Strickland (Miami Shores Country Club, Florida), gefolgt von Tanner Westbrook (Maridoe Golfclub Carrolton, Texas) und Max Rudder (The Venice Golf and Country Club, Florida).

Eingeleitet wurde die Messe-Woche mit einer Willkommensveranstaltung, die ihresgleichen sucht.
Die Eröffnungszeremonie fand auf dem Flugzeugträger U.S.S. Midway statt, auf dessen Hauptdeck bei Musik, Verpflegung und einer Fallschirmjägershow der US-Marine die Möglichkeit bestand, Greenkeeper, Geschäftspartner oder Freunde zu treffen sowie erste Gespräche zu führen.

Doch was erwartete uns nun in der Messewoche?
Am nächsten Tag machten wir uns auf zum San Diego Convention Center, welches direkt zwischen Pazifik und dem Gaslamp Quarter, also mitten in der Stadt, liegt. Um die Messe betreten zu dürfen, gab es Corona-Auflagen, die im Staat Kalifornien zu dem Zeitpunkt noch innerhalb von Gebäuden und bei Großveranstaltungen galten. Man musste sich zuvor bei Crowdpass, einer digitalen Gesundheitsplattform zur Gewährleistung der Einhaltung der Gesundheitsvorschriften, registrieren. Hier wurden die notwendigen Impfdokumente hochgeladen und man erhielt einen QR Code, durch den dann vor Einlass ein „All Inclusive“-Armband ausgegeben wurde. Ungeimpfte Personen konnten ebenso teilnehmen, mussten aber jeden Tag einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Innerhalb des Gebäudes galt zunächst eine Maskenpflicht, im Messebereich entfiel diese für alle geimpften Personen am zweiten Tag. Da wir auch in allen anderen geschlossenen Gebäuden in der Stadt eine Maske trugen, hielt man uns häufig für ungeimpft und Einheimische machten einen Bogen um uns – gewöhnungsbedürftig aber ein Missverständnis, dass immer leicht zu klären war. Im gigantischen Convention Center wurde dann, wie bisher üblich, der Umhänge-Badge gedruckt und man konnte sich völlig frei bewegen.

Wie jedes Jahr begann die Messe mit Seminaren und Vorträgen über drei volle Tage verteilt. Diese waren fast alle vollständig ausgebucht und boten in nur sehr wenigen Fällen die Möglichkeit einer spontanen Teilnahme, was uns überraschte und für eine ähnlich hohe Besucherzahl wie in den Vorjahren sprach. Der Ticketpreis lag in diesem Jahr bei 1195 $ für das gesamte Paket inklusive der Seminare (oder 1395 $ als nicht-Mitglied der GCSAA). Die Seminare konnten auch einzeln gebucht werden, ein 2-Stunden Seminar kostete beispielsweise 145 $. Die „Stundenpläne“ waren gespickt mit hochinteressanten Vorträgen. Zudem fanden viele Seminare zeitgleich statt, sodass wir uns aufteilten, um so viel wie möglich über möglichst viele Themen erfahren zu können. Die GCSAA hatte wieder etliche nationale und internationale Größen der Rasenforschung von verschiedenen Universitäten geladen, um ihre aktuellsten Forschungsergebnisse zu präsentieren. Zudem hielten viele Greenkeeper, sowie auch verdiente Mitarbeiter der Industrie, Vorträge und teilten ihre Erfahrungen zu bestimmten Themen.


Im Vorfeld der Show gab es einige Absagen von Firmen, die aufgrund von Gesundheitsbedenken, Einreisebestimmungen oder einfach dem erheblichen finanziellen Mehraufwand ihre Stände gestrichen hatten. Die Organisation hatte angeboten, die Stände kostenfrei auf die Messe des nächsten Jahres in Orlando umzubuchen, was die Entscheidung sicherlich für einige Unternehmen leichter machte. Die meisten Absagen kamen von Vertretern außerhalb der USA, überwiegend aus Asien und Europa. Häufig waren in diesen Fällen – wenn überhaupt – nur die amerikanischen Mitarbeiter der Firmen vor Ort. In der Messehalle selbst fiel auf den ersten Blick kaum auf, dass ca. 30-40 % der Stände nicht besetzt waren. Die bekannten Größen aus den Bereichen Maschinen, Dünger, Saat oder Ersatzteile waren alle mit teilweise sehr großen Ständen vertreten. Auch viele kleinere neue Firmen mit sehr interessanten Innovationen und Ideen für die Golfplatzpflege präsentierten sich in diesem Jahr – trotz der zusätzlichen Anstrengungen wegen der Pandemie.

An manchen Ständen konnte man die mögliche Zukunft der Blattdüngung und des Pflanzenschutzes sehen, wie zum Beispiel Drohnen, die mit 4 Liter-Tanks morgens als Flotte losfliegen, um die Grüns zu spritzen. Auch die eigentlich simple Technik einer Bunkerharke wurde völlig neu überdacht und mit einem Patent präsentiert, das völlig einzigartig ist. Es gab Shows mit trainierten Hunden zur Gänsevertreibung, man konnte die neuesten Grünsbügler fahren, über die ausgestellten Maschinen der nächsten Generation fachsimpeln und etliche Messgeräte, Ersatzteile, Mähtechniken, Düngemittel und Materialien anfassen und diskutieren – eigentlich alles so spannend und aufschlussreich wie immer auf der GIS. Während der Messe wurden auf der Bühne von GCSAA TV regelmäßig Podiumsdiskussionen geführt und interessante Themen besprochen, wie zum Beispiel der von Tiger Woods mitgeplante Bau eines Kurzplatzes von Pebble Beach. Im benachbarten Baseballstadion der San Diego Padres fanden Maschinenvorführungen statt – das Angebot war also riesig.
Zum Ende des letzten Tages, noch vor der eigentlichen Abschlussveranstaltung im Hard Rock Cafe, fand die alljährliche Turfgrass Talkshow powered by TRU TURF statt. Hier wurden von führenden Wissenschaftlern und hoch angesehenen Greenkeepern Kurzvorträge zu aktuellen Themen wie Wassermanagement, Beeinflussung der Grünsqualität durch verschiedene Mähtechniken sowie bestimmte mechanische Maßnahmen gehalten und diskutiert. Geleitet wurde die Diskussion von „Dr. Greenspeed“ Tom Nikolai und Dr. Roch E Gaussoin.


Nach zwei prall gefüllten Tagen und etlichen Gesprächen an vielen Ständen kann man zusammenfassend sagen, dass die diesjährige GIS zwar insgesamt kleiner und durch fehlende Gäste aus Europa und Asien schwächer besucht ausfiel, die Gespräche jedoch deutlich intensiver waren und die Geschäfte für viele sogar besser liefen als in den Jahren zuvor. Aufgrund der behördlichen Kontrolle und der Voranmeldung bei Crowdpass war innerhalb der Messe eigentlich alles „wie immer“, ein stückweit Normalität war zurückgekehrt und ein sehr entspanntes Klima herrschte zwischen den Greenkeepern, Ausstellern, Händlern und Vortragenden. So konnten wir, natürlich mit deutlich schwereren Koffern als beim Hinflug, aber entspannt und vor allem gesund nach Hause fliegen und die vielen Informationen und das Gelernte mit Kollegen, Greenkeepern und Freunden der Golf- und Sportplatzpflege teilen.

Ein Bericht von: Benjamin Franke
TURF Handels GmbH