Blog-Text von Adam Garr | Übersetzung & Headerbild: Florian Pöllman
Bist du ein Headgreenkeeper? Ist es das was du bist? Oder ist es das, wer du bist? Wenn es eine Eigenschaft gibt, die die meisten Headgreenkeeper meines Erachtens teilen, dann, dass sie bestimmte Aspekte des Jobs sehr persönlich nehmen. Sie kümmern sich, vielleicht manchmal zu sehr.
Und das aus gutem Grund: Ein Headgreenkeeper ist buchstäblich der Hausmeister des Grundstücks. Wenn dich also Mutter Natur mit schlechtem Wetter verwöhnt, ein Mitarbeiter aus Versehen ein Fairway verbreitert oder frühmorgens ein Zweier-Flight über die „Back Nine“ schleicht, ist es schwer, es nicht persönlich zu nehmen.
Es ist deine Aufgabe, dich zu kümmern.
Wenn man sich so sehr um seinen Golfplatz kümmert, wie es die meisten Headgreenkeeper tun, kann sich alles wie ein persönlicher Angriff anfühlen. Schaut doch nur auf Twitter oder Facebook – es gibt viele Greenkeeper, die Sachen in sozialen Medien posten, wenn die Frustration bei ihnen überkocht. Nicht ausgebesserte Pitchmarks, auf Vorgrüns geparkte Carts, Ausrüstungsteile im Teich versenkt und so weiter. Solche Sache werden veröffentlicht, weil man sich ärgert und weil man weiß, dass Follower solche Situationen nachvollziehen können und an deiner Seite stehen.
Du kümmerst dich fast zu viel.
Jeder kleine Fehler, jeder Makel wird entdeckt. Das macht es äußerst schwierig, den Greenkeeperberuf vom Greenkeeperleben zu trennen. Aber wenn der Job zu deiner Identität wird, kann er auch zu einem Problem werden.
Beantworte diese Fragen ehrlich:
• Wie viele deiner Ziele hängen mit deiner Karriere zusammen?
• Versuchst du immer „mit weniger mehr zu erreichen“?
• Wie oft denkst du an den Golfplatz, wenn du nicht dort bist?
• Wann hast du das letzte Mal gut geschlafen?
• Nimmst du Medikamente aufgrund von Arbeitsstress?
• Fühlt sich nicht Einhaltung der Etikette wie ein persönlicher Angriff an?
• Funktioniert die Arbeit am Platz nur dann, wenn du selbst immer vor Ort bist?
• Hast du deinen Job vor die Familie und andere Interessen gestellt?
Ist der Beruf zu deiner dentität geworden? Ist dein Selbstwert an die Ergebnisse des Stimpmeters, einem besserwissenden Mitglied in der Umkleidekabine oder eine zufällige gute Bewertung in der Golfzeitschrift gebunden?
Die immensen Stunden, die erforderlich sind, um einen Golfplatz auf höchstem Niveau zu pflegen, und der Aufwand, der erforderlich ist, um diese Bedingungen Tag für Tag aufrechtzuerhalten, bedeuten während der Saison nicht viel von einem Leben außerhalb der Arbeit zu haben. Wenn das passiert, beginnt die Arbeit, zum größten Maßstab für unsere Erfolge oder Misserfolge zu werden.
Unsere Gesellschaft legt Wert darauf, harte Arbeit mit Erfolg zu verbinden. Wir arbeiten härter. Wir investieren mehr Stunden. Wir sollten immer Erfolg haben, oder? Nicht so in diesem Beruf! In diesem Job kann man alles richtig machen und sich trotzdem manchmal wie ein Versager fühlen. Es ist eine fast unmögliche Herausforderung, eine lebende Spielfläche zu pflegen, von der erwartet wird, dass sie jeden Tag in einem perfekt zu spielenden Zustand ist.
Der Erfolg unserer Arbeit hängt letztendlich vom Wetter und der Infrastruktur Ihres Clubs ab, und das kann niemals kontrolliert werden. Extremereignisse wie Überschwemmungen, Dürre und Gräserkrankheiten haben immer das letzte Wort, egal wie viele Stunden man investiert. Unvorhersehbare Ereignisse wie der Ausfall des Pumpenhauses, andere Geräteausfälle oder Gebäudebrände liegen ebenfalls außerhalb unserer Kontrolle.
2013 schrieb ich einen viralen Blogbeitrag mit dem Titel „The Cost of Being Super“. Als ich das schrieb, stand ich buchstäblich an einem Scheideweg in meinem Leben. Meine Karriere war in einem totalen Aufschwung, während mein Familienleben eine absolute Katastrophe geworden war. Ich wurde ein großartiger Headgreenkeeper, aber ich war auch ein beschissener Ehemann und ein Geistervater.
Ich bin mir nicht sicher, wie oder wann es passiert ist, aber ein Headgreenkeeper zu sein, war zu meiner Identität geworden. Ich habe mir eingeredet, dass der Golfplatz mich mehr braucht als meine Familie. Und so verpasste ich Ellas erste Schritte. Auch bei Lilas erster Radtour ohne Stützräder war ich nicht dabei. Ich hörte auf, meinen Kindern vorzulesen, nur um gegen 19 Uhr einen Anruf von meinem Manager über leere Ballwaschanlagen anzunehmen. In einem Jahr stand ich sogar vom Weihnachtsessen auf, um zur Arbeit zu gehen und Greens vom Schnee zu befreien.
Die Leute fragen mich immer noch, warum ich meinen Job als Headgreenkeeper aufgegeben habe.
Die Wahrheit ist, dass ich gegangen bin, weil ich mich zu sehr um die falschen Dinge gekümmert habe.
Ich werde dir nicht sagen, dass du dich weniger kümmern sollten, weil ich weiß, dass es nicht geht. Aber wenn du das Gefühl hast, dass dein Job zu deiner ganzen Identität geworden ist, gibt es einige gute erste Schritte, mit denen du heute beginnen kannst.
Nimm die persönliche Note aus dem beruflichen Alltag heraus. Lass dich nicht von den kleinen Dingen aufregen. Beschimpfe beispielsweise Mitglieder nicht wegen schlechter Etikette in den sozialen Medien. Verwende diese Energie stattdessen darauf, ihnen die richtige Technik beizubringen. Und sollte diese Lektion auf taube Ohren stoßen, dann räume einfach das Chaos auf und mache weiter. Erkenne, dass es zahlende Kunden sind und am Ende des Tages bist du derjenige, der dafür bezahlt wird, hinter den Mitgliedern aufzuräumen.
Finde einen Weg, wieder Spaß an der Arbeit zu haben. Denke daran, was dich überhaupt dazu bewogen hat in dieser Branche zu arbeiten. Halte dir die Dinge vor Augen, die du an deinem Job am meisten liebst.
Beginne gleich morgen damit.
Ich ermutige alle, sich darauf zu konzentrieren, Aktivitäten außerhalb der Arbeit zu finden, die Freude bereiten. Verbringe Freizeit mit der Familie oder Freunden, geh zum Sport und genieße jede freie Minute die man abseits des Golfplatzes verbringen kann.
Fange an, deinen Erfolg nicht nur an der Arbeit zu messen, und lass dir niemals von diesem verdammten Stimpmeter deinen Selbstwert messen. Selbstwert bestimmt sich nicht durch die Arbeit.
Sei mehr als nur ein Headgreenkeeper. Sei du selbst. Der Rasen wird dich nie lieben, egal wie sehr du dich um ihn sorgst.
Aus einem Blogbeitrag von
Adam Garr
www.MITurfmondays.blogspot.com
twitter.com/miturf
mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung
in den Greenkeeper-News,
Übersetzung von Florian Pöllmann.
Printausgabe: Greenkeeper News #85 | 3/2022